Die Summerschool ist wieder da!
Wie vergangenes Jahr veranstalten wir im Juni 2023 in Kooperation mit dem fjum wieder eine Summerschool für Klimajournalismus in Hallstatt. Anmeldeschluss für die Stipendien ist der 12. Mai 2023. Details und Anmeldung:
Unser letztes Treffen: Stammtisch mit Alexander Warzilek
Am 20. März war Alexander Warzilek beim Stammtisch in Wien zu Gast. Mit dem Geschäftsführer des österreichischen Presserats haben wir über ethisch fragwürdige Klimaberichterstattung gesprochen – und wie man dagegen Beschwerde einreichen kann.
Die Kernpunkte:
- Bald sollen auch reine Online-Medien durch den Presserat erfasst werden.
- Beschwerden bei fragwürdiger Klimaberichterstattung können per Mail eingereicht werden. Der wichtigste Punkt dazu ist Punkt 2.1. des Ehrenkodex. Wichtig: Gut argumentieren, dann wird eher etwas unternommen.
- Der Presserat überlegt, eine Art Kommentar wie z.B. zur Femizid-Berichterstattung für die Klimaberichterstattung zu veröffentlichen.
Top/Flop des Monats – Klimaberichterstattung, die aufgefallen ist
TOP
- 180 Seiten Klimajournalismus
“Wer in guten Klimajournalismus investiert, investiert in guten Journalismus, der konstruktiv und lösungsorientiert ist, der sich nicht so schnell vom Tagesgeschäft hetzen lässt, der sehr stark erklärt, aber auch Entscheidungsträger:innen auf die Finger schaut und nachhaltig dranbleibt”, sagt Journalistin und Medienwissenschaftlerin Alexandra Borchardt. Sie ist Leitautorin des 180-seitigen Reports „Climate Journalism that works: Between knowledge and impact“ der European Broadcasting Union (EBU). Wir haben mit ihr über konstruktiven Klimajournalismus und (fehlende) Diversität in den Redaktionen Medienpolitik gesprochen.
- Krone gegen Kanzlerrede
Klaus Herrmann, Chefredakteur der Kronen Zeitung, findet Mitte März in einem Brief an die Lesenden klare Worte gegen die klimaverharmlosende Kanzlerrede zur Zukunft der Nation. Nehammer habe in seiner “großen Rede” den Klimawandel “erschreckend kleingeredet”, schreibt Herrmann. “Hören Sie auf die Wissenschaft”, sei die Botschaft der von der Kronen Zeitung unterstützten Initiative “Neustart” an den Bundeskanzler. Wir hoffen, dass sich diese klaren Worte auch in der Klimaberichterstattung widerspiegeln werden.
FLOP
- Gaskonferenz hinter verschlossenen Türen
Vom 27. bis 29. März fand in Wien die European Gas Conference statt. Zu Gast waren Vertreter:innen internationaler Gaskonzerne und österreichischer Ministerien. Thema der Konferenz: Die Zukunft der Gas-Branche und die wesentliche Ausrichtung des europäischen Energiesystems. Darüber wurde neben den Hauptbühnen auch auf über 100 Side-Events diskutiert – allerdings oft unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Zudem wurde mehreren Journalist:innen einige Tage vor der Konferenz ihre Akkreditierung entzogen. Mehrere Medien berichteten darüber, etwa hier, hier oder hier.
Offiziell wurde das mit Überbuchungen begründet. Trotzdem erweckt es den Eindruck, als wollte man hier hinter verschlossenen Türen und ohne kritische Öffentlichkeit über die Zukunft der Energiebranche – und mögliche Investitionen in fossile Projekte – diskutieren. Christian Bunke, einer der ausgeladenen Journalist:innen, sieht darin ein “strukturelles Demokratiedefizit”.
In einem Artikel für Freischreiber, den Berufsverband freier Journalist:innen, begründet er das folgendermaßen: “Formal betrachtet handelt es sich bei der Konferenz um eine Privatveranstaltung. Es steht den Veranstalter:innen frei, sich auszusuchen, wer daran teilnehmen darf, und wer nicht. Eine solche Betrachtungsweise ignoriert jedoch die hier vorliegende demokratiepolitische Dimension. (…) Was hier diskutiert wird, kann anschließend schnell in Gesetze gegossen werden. Nicht am Tisch sitzen Lohnabhängige oder jene Menschen aus dem globalen Süden, die bereits jetzt mit der Errichtung neuer fossiler Infrastrukturen vor ihrer eigenen Haustüre konfrontiert werden, durch welche der europäische Energiebedarf gedeckt werden soll.”
Und sonst so? – Aktuelle Fakten, Events und Initiativen
TERMINE:
- Am Donnerstag (heute!, 18.00 Uhr) spricht ZDF-Meteorologe Özden Terli beim Netzwerk Klimajournalismus Deutschland über Hürden und Möglichkeiten, um die Dringlichkeit und Lösungswege der Klimakrise verständlicher zu machen.
- Am 13. April (18.00 Uhr) findet das Webinar “What’s Needed To Keep 1.5 C Alive?” von Covering Climate Now statt.
- Am 13. April, 17. April und 03. Mai (jeweils 17.00 – 18.00 Uhr) finden beim Bonn Institute verschiedene Webinare zu konstruktivem Journalismus statt.
- Am 19. April (17.00 – 18.30 Uhr) und am 26. April (20.30 – 22.00 Uhr) finden zwei Webinare aus dem Klimalabor des Republik-Magazins statt.
- Am 16. Mai findet der 7. Austrian World Summit unter dem Motto “We have the power!” statt.
- Jeden Dienstag (13.00 – 15.00 Uhr) findet die Vorlesung “Verleugnung & Heuchelei in der Klimakrise” des Klimapolitikexperten Reinhard Steurer an der BOKU Wien statt – Gasthörer:innen sind herzlich willkommen.
- Weitere Termine aus der Klimapolitik und dem Energiesektor findet ihr bei CLEW; weitere Klimaveranstaltungen aus Österreich beim CCCA.
RESSOURCEN:
- Das Science Media Center stellt sogenannte Living Factsheets zur Verfügung. Diese werden regelmäßig aktualisiert. Auch Fallstricke in der Berichterstattung und offene Forschungsfragen sind Thema. Die ersten beiden gibt es zur Antarktis in der Klimakrise und zu den Problemen rund um Plastik.
- Der IPCC-Synthesebericht – also die Zusammenfassung aller drei Berichte – ist da. Wie ihr ihn am besten in der Berichterstattung nutzt, erklären unsere Kolleginnen aus dem deutschen Netzwerk im Newsletter.
KONSTRUKTIVER KLIMAJOURNALISMUS:
- “Unser Gehirn ist nicht dafür gemacht, Zukunfts-Empathie zu entwickeln”, schreiben Manuel Kronenberg und Julien Gupta in Ausgabe 45 der Treibhauspost. Mit ihrem Text schaffen sie aber genau das: Empathie für die Zukunft.
- “Wie Indien versucht, ein Unkraut loszuwerden, das einst die Kolonialherren einschleppten” – diesen Text von Arathi Menon, übersetzt im Breitengrade-Newsletter von DATUM, legen wir euch sehr ans Herz.
SCHON GESEHEN?
- Heute vor Future, ein Fernsehformat der Journalist:innen Lydia Matzka-Saboi und Amra Durić ist seit 16. März jeden Donnerstag auf R9 im Regionalfernsehen zu sehen, so wie auf heute.at.
- Bestsellerautor Marc Elsberg hat einen Cli-Fi Roman geschrieben: “Celsius”. Netzwerk-Mitgründerin Katharina Kropshofer und Barbara Tóth haben mit Elsberg für den Falter über Geoengineering und Kommunikationsfehler gesprochen. Sein Gespräch bei den AK-Stadtesprächen könnt ihr hier nachhören.
JOBS, STIPENDIEN UND PREISE:
- Bis 8. April kann man sich für die Transatlantic Summer School, die sich lösungsorientierten Journalismus widmet und an der Northwestern University in Chicago stattfindet, bewerben.
- Bis 15. April können sich Journalist:innen bis 29 Jahre für das Recherchestipendium “Meeresberichterstattung” der Okeanos Stiftung bewerben.
- Bis 24. April könnt ihr beim K3 Preis für Klimakommunikation einreichen.
- An der FH Joanneum, Graz startet im Wintersemester 2023/24 ein berufsbegleitender Klimajournalismus-Lehrgang (2 Semester) unter der Leitung von Thomas Wolkinger.
- Bis 15. Mai können Filme zu den Themen Natur, Umwelt, Nachhaltigkeit und gutes Leben beim Innsbruck Nature Film Festival eingereicht werden.
AUS DEM NETZWERK:
- Richard Solder, Chefredakteur des Südwind-Magazins, schrieb Anfang März einen Leitartikel über unseren Klima-Kodex.
- Warum jede Story eine Klimastory ist, erzählt Netzwerk-Sprecherin Verena Mischitz im Webinar von klimaaktiv – hier auf YouTube nachzusehen.
- Im Ö1-Podcast “Zukunfts(t)räume” erzählt Verena Mischitz, warum sie so viel Zeit für Storytelling verwendet. Es geht u.a. um Luftballons, eine Herdplatte und Cocktails.
- Am 22. April spricht Netzwerk-Mitgründerin Katharina Kropshofer beim International Journalism Festival in Perugia über das Potential von Netzwerken im (Klima-)Journalismus. Auch viele weitere Punkte zur Klimaberichterstattung finden sich im Programm.
- Noch ein Termin zum Vormerken: Am 23. Mai (18.30 Uhr) stellen wir den finalen Klima-Kodex auf einer Podiumsdiskussion im Presseclub Concordia vor. Details und die Liste der Gäste folgen.
Bis bald!
Mona, Naz, Kathi und Lukas
Tweet des Monats
Diesmal gibt es keine Zahl des Monats, sondern einen Tweet des Journalisten Lorenz Matzat. Er hat das Netzwerk Klimajournalismus Deutschland mitgegründet und die Medienaufmerksamkeit in seiner Analyse des IPCC-Berichts auf den Punkt gebracht: