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DEZEMBER: Desinformation, Klima-Kodex und vegane Ersatzprodukte

Unser nächster Stammtisch: mit Alexander Warzilek (öst. Presserat)

Am 12. Dezember ab 19.00 Uhr (Café Möbel, 1070 Wien) ist Alexander Warzilek zu Gast. Wir sprechen mit dem Geschäftsführer des österreichischen Presserats über (un)angemessene Klimaberichterstattung und ob sich diese für eine Beschwerde beim Presserat eignet.

Der Klima-Kodex wird konkreter

Am 29. November haben wir gemeinsam mit Journalist:innen von ORF, Der Standard, APA, Die Presse, Falter, Moment Magazin, Biorama und freischaffenden Journalist:innen den Entwurf des Klima-Kodex diskutiert. Den überarbeiteten Entwurf stellen wir am 17. Jänner 2023 (abends irgendwo in Wien) erneut zur Diskussion.

Auch dann sind wieder alle Journalist:innen, Medienschaffenden und Journos in Ausbildung herzlich eingeladen, bei der Ausgestaltung mitzuwirken. Zudem arbeiten wir an einer Präambel, die wichtige Fragen wie “redaktionelle Unabhängigkeit”, “Umgang mit Werbung” und “Abgrenzung zum Aktivismus” klären soll.

Wir bitten um Anmeldung, falls ihr im Jänner dabei sein möchtet. Fragen und schriftliches Feedback gerne an netzwerk@klimajournalismus.at.

Top/Flop des Monats – Klimaberichterstattung, die aufgefallen ist

TOP

  • Journalist Andreas Sator testet sich durch vegane Ersatzprodukte

Es gibt noch immer viel Halbwissen und offene Fragen zu veganen Ersatzprodukten. Sind sie gesünder als das Fleisch? Sind sie besser für Klima und Umwelt? In einem Standard-Artikel geht Andreas Sator all diesen Fragen auf den Grund. Er berichtet über seinen wochenlangen Selbsttest, liefert Fakten und Daten rund um Ersatzprodukte – etwa, was das eigentlich für Landwirt:innen bedeutet -, und spricht mit Expert:innen. Sehr lesenswert! Eine Kurzversion gibt es hier im Twitter-Thread.

FLOP

  • Desinformation über die Klimakrise in den Salzburger Nachrichten

Vorneweg: Die Klimakrise ist menschengemacht und sie wirkt sich jeden Tag auf das Wetter aus. Statt entsprechender Klimaschutzmaßnahmen einzig auf Evolution oder Anpassung zu vertrauen, wäre fatal.

Warum wir das vorab klarstellen? In der Tageszeitung “Salzburger Nachrichten” zweifelt ein Zukunftsforscher im Interview die Fakten zum menschengemachten Klimawandel an, leugnet, dass sich die Klimakrise auf das tägliche Wetter auswirkt und vertraut stattdessen lieber auf die Evolution. Auffällig ist auch, dass das Interview im Rahmen des Schwerpunkts “Zukunft Winter” entstanden ist. Dafür kooperiert die Zeitung mit der Werbeagentur “Netzwerk Winter”. Die schaltet wiederum im Regionalteil ein ganzseitiges Inserat.

“Einfach nur gaga”, sagt dazu Klimaforscher Stefan Rahmstorf. ZDF-Wettermoderator und Meteorologe Özden Terli fragt sich, ob man die Leser:innen für dumm verkaufen möchte. ORF-Meteorologe Marcus Wadsak ist “fassungslos” bei “so viel Falsch in einer Meinung”. Der österreichische Presserat befasst sich mit dem Vorfall in seiner nächsten Sitzung. Wir empfehlen statt des Interviews diesen Text von Ingrid Brodning über die Verharmlosung der Klimakrise – und unseren Klima-Kodex.

Und sonst so? – Aktuelle Fakten, Events und Initiativen

TERMINE

  • Immer dienstags von 17.30 bis 18.45 Uhr findet bis Februar 2023 die kostenlose Vortragsreihe “Klimawissen Online” statt. Hier geht es zur Anmeldung.
  • Am 13. Dezember um 15.00 Uhr hält Arno Aschauer von WWF Österreich einen Vortrag (Hybrid) zum Status der Biodiversität in Österreich.
  • Vom 18. bis 20. Jänner 2023 gibt es beim fjum einen Workshop für Erklärvideos zur Klimakrise, geleitet von Matthias Sdun.

NACH DER COP 27 IST VOR DEM NATURGIPFEL COP 15

  • Carbon Brief hat die Weltklimakonferenz in Ägypten auf 20.000 Wörter zusammengefasst. Am besten gleich für die nächste COP 28 abspeichern.
  • Die Süddeutsche Zeitung hat für die COP ihren Klima-Monitor mit aktuellen Berichten und Analysen neu aufgesetzt.
  • ORF-Korrespondent Karim El-Gawhary erzählt im Gespräch mit uns, wie er seine erste Weltklimakonferenz erlebt hat: “Die Klimathemen liegen bei mir vor der Haustüre”.
  • Die 15. Weltbiodiversitätskonferenz (COP 15) findet vom 07.-19.12. in Montreal, Kanada statt. Über die Biodiversitätskrise wird in Österreichs Tageszeitungen nur in jedem 200. Beitrag berichtet. Damit das mehr wird, findet ihr hier einen Überblick von Carbon Brief (“Wer will was bei der COP 15”), und hier Aussendungen des Science Media Centers zur Biodiversitätskrise.

RESSOURCEN

  • In Ausgabe 2 des Newsletters “Onboarding Klimajournalismus” geht es um Anpassungs(-Mythen) zur Klimakrise.
  • Wie man richtig über das Klima spricht, kann man beim Science Talk der APA nachschauen.
  • Klimajournalistin Sara Schurmann spricht im Newsfluence!-Podcast über konstruktiven (Klima-)Journalismus.

SCHON GESEHEN?

  • In den Vorarlberger Nachrichten läuft derzeit eine 5-teilige Klimaserie.
  • Die Washington Post verdreifacht ihr Klima-Team auf über 30 Journalist:innen.
  • Die ZAMG startet gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst und MeteoSchweiz das länderübergreifende Bulletin “Alpenklima”. Es erscheint zweimal im Jahr und zeigt den Klimazustand in der Alpenregion. Erster Schwerpunkt: Gletscher.
  • Im Buch “Das Klima der Kommunikation – 20 Thesen für heiße Zeiten” bieten Autor:innen aus Medien, Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung, Perspektiven für “Zeiten, die heißer werden”
  • Unter der Leitung von Elisabeth Oberndorfer baut Profil ein neues Ressort namens Panorama auf. Es soll sich auch verstärkt mit Klima und Nachhaltigkeit beschäftigen.
  • Klimaaktiv hat mit dem “Leitfaden Klimadialog” Empfehlungen für eine wirkungsvolle Klimakommunikation veröffentlicht.
  • Die Recherche “CLIMATE CHANGE FROM A TO Z” von Elizabeth Kolbert für den NewYorker beschreibt Erzählungen und Narrative rund um die Klimakrise.

JOBS, STIPENDIEN UND PREISE

  • Die Österreichische Akademie der Wissenschaften vergibt 16.000 Euro an Stipendien für Journalismus gegen Wissenschaftsskepsis. Deadline: 15. Dezember.
  • Das Climate Change Centre Austria (CCCA) ist auf der Suche nach einer Projektmitarbeiter:in (10h/Woche) für das Servicezentrum in Graz.

AUS DEM NETZWERK

  • Netzwerk-Mitgründerin Katharina Kropshofer erzählt in “Folgewirkung: Der Podcast des Klima- und Energiefonds” über alles, was in der Klimakommunikation schiefläuft.
  • In der Ö1-Radiosendung Doublecheck spricht Vorstandsmitglied Lukas Bayer über Debatten rund um die aktuellen Klimaproteste und warum es einen Klima-Kodex für bessere und ausgewogene Klimaberichterstattung braucht.
  • Wir gratulieren allen Gewinner:innen des Umweltjournalismus-Preises und freuen uns, dass einige von ihnen – so auch Netzwerk-Sprecherin Verena Mischitz – eng mit dem Netzwerk zusammenarbeiten.
  • Das Netzwerk Klimajournalismus Österreich ist seit kurzem auch auf Mastodon zu finden. Folgt uns gerne hier.

Erholt euch gut über die bald anstehenden Feiertage!

Euer Kernteam


Zahl des Monats: 1,92 Prozent

In 49 von 50 Beiträgen österreichischer Tageszeitungen kommt die Klimakrise nicht vor. Nur 1,92 Prozent der Gesamtberichterstattung bezieht sich auf diese. Das zeigt eine Analyse der Austria Presse Agentur (APA) der letzten drei Jahre. Etwas besser sieht es in Deutschland aus: Dort bezieht sich jeder 30. Beitrag zur Klimakrise.