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JÄNNER im Netzwerk Klimajournalismus: False Balance und ein Rückblick

Liebe Leser:innen,

die Tage zum Jahreswechsel sind immer die, an denen die Klimakrise für mich am präsentesten ist. Nicht, weil ich die Tausenden Jahresrück- und Ausblicke lese, sondern weil ich die Zeit meistens in Tirol verbringe und mir die Absurdität des Winters, der heute ein anderer ist, und vor allem des Wintertourismus unweigerlich vor Augen geführt wird. Ich denke dabei oft an das, was mir der Klimaforscher Marc Olefs vor zwei Wochen in einem Interview gesagt hat: “Das Zeitfenster, in denen Skigebietbetreiber technischen Schnee erzeugen können, wird in allen Höhenlagen kleiner. “

Aber das ist Schnee von gestern. Wir wollen dieses Jahr mit ein wenig Hoffnung starten und haben einige motivierende Texte, Nachrichten und Termine zusammengetragen.

Worüber wir reden

👍👎 Klimarückblick, schön geredet? 

Berichterstattung über die Klimakrise – das steht ja schon im Wort selbst – dreht sich meistens um Krisen, Probleme, Blockierer und Hürden. Eine der großen Fragen im Klimajournalismus, die auch wir uns regelmäßig stellen, ist deshalb: Wie kann positive, konstruktive Klimaberichterstattung aussehen, die gleichzeitig nichts verschönert? Andreas Sator, freier Journalist und Podcaster, hat im Standard einen positiven Klima-Jahresrückblick gewagt und gesammelt, was 2023 diesbezüglich alles gut gelaufen ist: vom schnelleren Umstieg auf Erneuerbare Energien hin zu Emissionsminderungen der EU. Am Ende spricht er einige Problemfelder an, die unangetastet blieben. Die Meinungen innerhalb des Netzwerks gingen dabei auseinander: Einige halten den Artikel für einen guten Versuch konstruktiver Berichterstattung, andere für zu beschönigt.

👎 False Balance ist nicht vorbei

Schon lange warnen viele Klimajournalist:innen: Achtung bei False Balance, also falscher Ausgewogenheit! Das gilt vor allem dann, wenn sich die Wissenschaft bei Themen zu über 99 % einig ist, wie beim menschengemachten Klimawandel. Da noch eine Gegenmeinung gleichwertig zu präsentieren, ist längst nicht mehr die gute Schule. Bei Sky News ist das kürzlich trotzdem passiert. Schade.

Und sonst so? — Aktuelle Fakten, Events und Initiativen

📆 TERMINE
🛠️ RESSOURCEN
👀 SCHON GESEHEN?
  • Der ORF startet ein neues Klimaformat für Kinder. Netzwerk-Mitgründerin Clara Porák wird ab 06. Jänner die Sendung ”Klimakrach” moderieren.
  • Die Stiftung Gesunde Erde, Gesunde Menschen verdoppelt derzeit alle Spenden an das Klimadashboard, das Daten zur Klimakrise visualisiert.
💡 KONSTRUKTIVER JOURNALISMUS
  • Beim TV-Debattenformat “Die 100 – was Deutschland bewegt” von NDR und WDR positionieren sich 100 Bürgerinnen und Bürger zu den vorgetragenen Argumenten auf einer Skala von 1 bis 10. Diesmal ging es um Verbote im Klimaschutz.
📰 ÜBER KLIMAJOURNALISMUS
  • Eine Studie aus 2023 zeigt, dass Medien lösungsorientierter über die Klimakrise berichten sollten. Zu lesen bei Riffreporter.
 ⚖️ NACH DER COP IST VOR DER COP
  • Journalist:innen sollten laufend überprüfen, ob sich Politiker:innen an ihre Versprechen von der COP 28 in Dubai halten, erinnert Guardian-Journalist Ajit Niranjan auf Twitter.
  • Carbon Brief hat die wichtigsten Ergebnisse der COP 28 in einem 76-minütigen Long Read zusammengefasst – am besten gleich abspeichern für die COP 29 in Baku.
  • Im Interview mit Die Zeit erklärt UN-Untergeneralsekretärin Melissa Fleming, warum Klima-Desinformation eine immer größere Rolle spielen wird.
💰 JOBS, STIPENDIEN UND PREISE
  • Bis 21. Jänner könnt ihr euch für ein 5.000 €-Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) im Bereich Umweltschutz, Natur und Artenvielfalt bewerben.
  • Netzwerk Recherche vergibt mit der Umwelt-Förderorganisation Olin laufend Stipendien für Rechercheprojekte (max. 5.000 €) im Bereich Umwelt/Ökologie.
  • Das Original Magazin hat ein Mentoring-Programm gestartet, bei dem junge Menschen unter 30 Jahren ihre Klimastory publizieren können.
  • Weitere Stipendien findet ihr bei Journalismfund Europe.
🌱 AUS DEM NETZWERK
  • Netzwerk-Mitglied Alicia Prager hat es in die 5. Kohorte des Oxford Climate Journalism Network geschafft.
  • Die beiden Netzwerk-Mitglieder Clara Pórak und Naz Kücükcetin belegen Plätze unter den Top 10 des Ranking des Branchenmagazins Österreichische Journalist:in in der Kategorie “Aufgefallen”. Marcus Wadsak, der regelmäßig Fakten zur Klimakrise vermittelt, ist Wissenschaftsjournalist des Jahres. 

Einen guten Jahresstart wünscht
Katharina


Zahl des Monats: 32

… auf diesem Platz liegt Österreich im Klimaschutz-Ranking CCIP der NGO Germanwatch – unverbessert verglichen mit dem Vorjahr und hinter Ländern wie Indien, Deutschland, Brasilien sowie dem EU-Schnitt (Platz 16).

Screenshot des climate Change Performance Index 2024, in dem Österreich auf Platz 32 liegt.