Liebe Leser:innen,
der Jänner ist in Windeseile an uns vorbeigezogen und jetzt richtet sich der Blick gespannt auf die nächsten Monate in diesem Superwahljahr. Wahlen und die daraus folgenden politischen Entscheidungen sind richtungsweisend für … so ziemlich alles. Zum Beispiel, ob und wie wir die Energiewende hinbekommen – und welche Rolle dabei Technologien wie CO2-Abscheidung (CCS), Erdgas und Atomstrom spielen. Einige EU-Staaten sehen darin ihre Chance, wie bisher weiterzumachen und so die Klimaziele bis 2050 irgendwie zu erreichen. Ein Grund mehr, genauer hinzusehen.
Genau hingeschaut haben wir auch, was sich bei der Austria Presse Agentur (APA) in der Klimaberichterstattung ändern wird. Dort hat im Oktober 2023 Maria Scholl als Chefredakteurin übernommen.
Im Gespräch mit …
Maria Scholl, Chefredakteurin der Austria Presse Agentur (APA)
“Wir werden irgendwann 150 Klimareporter haben”, sagt Maria Scholl im Gespräch mit uns anlässlich des monatlichen Stammtischs. Denn das entspreche der Gesamtzahl aller Journalist:innen bei der APA. Die Klimakrise werde sich als journalistisches Thema selbst erhalten, denn sie wird gesellschaftlich immer relevanter.
Dem möchte die APA heuer mit neuen Angeboten wie standardisierten Klimadaten und eigenen “Zukunftsbildern” nachkommen. Damit nicht immer stereotype Klimabilder wie der ausgetrocknete Zicksee herhalten müssen, wie Scholl sagt. Das ganze Gespräch könnt ihr auf unserer Website nachlesen.
Worüber wir reden
👍 Neues Institut gibt “Kontext” zu Klimafragen
84,8 Prozent wünschen sich, dass Wirtschaft, Politik und Gesellschaft besser zusammenarbeiten, um die Klimakrise zu bewältigen. Das zeigt eine Studie, die der neue Think-Tank „Kontext“ in Auftrag gegeben hat. “Kontext” ist ein neues Institut für Klimafragen, das klimapolitischen Entscheidungen auf den Grund geht. Es wurde von Katharina Rogenhofer (Initiatorin des Klimavolksbegehrens), Tina Deutsch und Florian Maringer Ende Jänner gegründet.
„Die Vermischung von Meinungen und Fakten, die Zuspitzung, die Macht von Falschinformationen: All das führt zu einer unübersichtlichen Klimadebatte, die viele verunsichert und nicht zum Fortschritt beiträgt“, erklärt Rogenhofer. Beim Launch sprach unter anderem die Präsidentin des Presseclubs Concordia, Daniela Kraus, über Klimajournalismus als wichtige Säule in einer Demokratie und als Waffe gegen Desinformation. “Kontext” will in Zukunft auch Inhalte für Journalist:innen liefern.
👎 Britischer Boulevard schreibt gegen Klimaschutz
2023 gab es eine Rekordzahl an Leitartikel in Boulevardmedien, in denen gegen Klimaschutz geschrieben wird – insbesondere in Medien aus dem rechten Spektrum. Das zeigt eine Analyse von Carbon Brief, für die 354 Leitartikel analysiert wurden. Außerdem nehmen die Anfeindungen gegenüber Klimaaktivist:innen zu. Die Analyse ist Teil eines langfristig angelegten Projekts, das seit 2011 läuft.
Und sonst so? – Aktuelle Events, Initiativen, Jobs und Preise
📆 TERMINE
- Am 1. Februar (20.00 Uhr, HEUTE) geht es beim monatlichen Call des Netzwerk Klimajournalismus Deutschland um mentale Gesundheit und Resilienz für Klimajournalist:innen.
- Am 6. Februar (15.00 Uhr) veranstaltet GIJN das Webinar “The Investigative Agenda for Climate Journalism”.
- Am 25. und 26. Februar findet in Wien der “International Journalism Workshop on Climate Rights” von BlueLink und Justice and Environment (J&E) statt.
- Am 27. Februar (10.00 – 11.30 Uhr) erklärt Journalist Georg Wimmer im Webinar “Mach’s einfach!”, wie man die Klimakrise in einfacher Sprache veranschaulicht.
- Am 29. Februar (14.30 Uhr) moderiert Netzwerk-Mitgründerin Katharina Kropshofer ein Panel beim Elevate Festival in Graz zu ”More Tomorrow: Vorstellungskraft und Solidarität für eine Bewohnbare Erde”.
- Am 13. März (14.00 – 15.00 Uhr) veranstaltet das Reuters Institut das Webinar “Identifying Africa’s Untold Climate Stories”.
🛠️ RESSOURCEN
- Carbon Tracker hat für 2024 die wichtigsten Termine und Ereignisse rund um den Klimawandel zusammengefasst.
- Die zehn meistzitierten Klimastudien aus 2023 findet ihr bei Carbon Brief.
- Das Klima Puzzle bricht den IPCC-Bericht auf 42 Puzzleteile und 3h Spielzeit herunter – ein Workshop, den wir auch Redaktionen empfehlen.
- Die Scientists4Future und weitere NGOs stellen für die Nationalratswahl 15 Fragen zu den Klimapositionen an die Parteien. Vorschläge für Fragen an bernhard.bergmair@gmail.com.
👀 SCHON GESEHEN?
- Eine WIFO-Studie zeigt, dass Österreichs Staatsbudget durch Nichthandeln beim Klimaschutz bereits jetzt um 5,4 bis 7 Milliarden Euro jährlich belastet wird.
- Scheinlösungen und Verzögerungstaktik: ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer bekommt für seinen Österreich-Plan ein schlechtes Zeugnis von Klimawissenschaftler ausgestellt, berichtet Ö1. Die ÖVP meide das Klimathema, schreibt dazu Nora Laufer im Standard.
💡 KONSTRUKTIVER JOURNALISMUS
- Gemeinsam mit der Heinrich Böll Stiftung gibt es die Treibhauspost jetzt auch als Podcast im ”Pod der guten Hoffnung” zu hören.
- In der ARD-Mediathek sind fünf neue Folgen von “Gute Nachrichten vom Planeten” zu sehen.
📰 ÜBER KLIMAJOURNALISMUS
- Der Reuters-Bericht zu den Trends im Journalismus 2024 sieht einen Wandel von katastrophen-orientierter Klimaberichterstattung hin zu konstruktiveren Ansätzen.
- Ein Arbeitspapier der Otto Brenner Stiftung schlägt vor, wie Nachhaltigkeit im Wirtschaftsjournalismus mitgedacht werden könnte.
- Auf der 13. Global Investigative Journalism Konferenz haben 80 Klimajournalist:innen aus 35 Ländern über “The Investigative Agenda for Climate Change Journalism” gesprochen. Dazu findet auch am 06. Februar ein Webinar statt.
- Das Press Briefing von Covering Climate Now zu “The Climate Story in 2024” mit u.a. Bill McKibben und Amy Westervelt könnt ihr hier nachschauen.
- Datum-Herausgeber Sebastian Loudon plant eine gemeinnützige Stiftung, um “wehrhaften Journalismus” abzusichern. Als Schwerpunkte nennt das Konzept Wirtschaftsjournalismus, Wissenschaftsjournalismus und Klimajournalismus.
💰 JOBS, STIPENDIEN UND PREISE
- Bis 14. Februar sucht das Centre for Climate Reporting einen Junior Investigations Reporter (remote).
- Bis 15. Februar können sich junge Talente für ein zweiwöchiges Stipendium der Nationalparks Austria bewerben, um sich kreativ mit dem Naturerbe auseinanderzusetzen.
- Bis 22. Februar läuft ein “Call for Papers and Essays” der Uni Hannover zum Potential von unbeschönigter Klimakommunikation für das Projekt “Klima – Endspiel Zukunft”.
- Bis 27. März kann für den Holtzbrinck-Preis für Wissenschaftsjournalismus eingereicht werden.
- Bis 31. März kann für den AK-Preis für Wissenschaftskommunikation eingereicht werden. Auch wir sind in der Jury vertreten.
- Bei Klimafakten.de gibt es seit kurzem eine Akademie, in der man wirksame Klimakommunikation erlernen kann.
- Netzwerk Recherche vergibt mit der Umwelt-Förderorganisation Olin laufend Stipendien für Rechercheprojekte (max. 5.000 €) im Bereich Umwelt/Ökologie.
- Beim Original Magazin können sich junge Menschen unter 30 laufend für ein Mentoring-Programm bewerben und ihre Klimastory veröffentlichen.
- Weitere Stipendien findet ihr u.a. bei Journalismfund Europe.
Bis zum nächsten Mal
Mona
Zahl des Monats: 657
… Millionen Euro betragen die Mittel des Klima- und Energiefonds dieses Jahr. Im Vergleich zum Vorjahr stockt Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) die Mittel um 13 Prozent auf. Das Geld soll in 21 Förderprogramme fließen. Dabei werden die Mobilitätswende, Strom- und Wärmespeicherung und der Ausbau neuer Sonnenkraftwerke oder Energiespeicher unterstützt. Zudem gibt es konkrete Beratungs- und Koordinierungsmöglichkeiten, beispielsweise für Energiegemeinschaften, in denen Haushalte, Unternehmen und Gemeinden Strom teilen.