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Neues vom Netzwerk

Juni: Press Briefing am 4. Juli & Stammtisch mit Andy Kaltenbrunner

Unser nächstes Treffen: Press Briefing zu Ernährungs- und Klimakrise 

Wie stark wirkt sich die Klimakrise auf Dürren und diese wiederum auf die Ernährungssicherheit aus? Welche Unterschiede gibt es in verschiedenen Weltregionen? Und welchen Einfluss hat der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die dortige Landwirtschaft?

Darüber informieren im Rahmen der Klimajournalismus-Akademie des Forum Journalismus und Medien (fjum) und Netzwerk Klimajournalismus:

  • Thomas Waitz, Biobauer und EU Abgeordneter für nachhaltige Landwirtschaft, Tier-, Klima- & Umweltschutz, sowie Friedenspolitik
  • Robert Hafner, PhD Universität Innsbruck, spezialisiert auf Alternativen der Lebensmittelproduktion und des -konsums, vor allem im globalen Süden

Wann? Montag, 4.Juli 17.30 bis 18:30 

Wo? Online (Zoom-Link wird zeitnah per Mail versendet)

Zur Anmeldung

Unser letztes Treffen: Stammtisch mit Andy Kaltenbrunner

Was wüssten wir über den österreichischen Journalismus ohne Andy Kaltenbrunner und das Medienhaus Wien, das er vor 20 Jahren mitbegründet hat? Beim Stammtisch Anfang Juni in Wien erzählte Kaltenbrunner: “Vorher gab es im Journalismus einfach keine Daten zu Gender, Migrationsanteil, Finanzierung etc.” Und weiter: “Wir wissen jetzt, dass wir uns in einer spannenden Umbruchphase befinden.” Auch im Klimajournalismus.

Die Kernpunkte:

  • Der Journalismus steckt in einer schwierigen ökonomischen Situation. In den nächsten fünf Jahren könnten wir einen großen Umbruch erleben.
  • Traditions-Medienhäuser halten zu lange an Altbewährtem fest. Es gibt in Österreich vergleichsweise wenige Digital-Native-Projekte. Der Anschluss zum jungen Publikum geht verloren.
  • Es fehlt in den Redaktionen an Grundlagenwissen zur Klimakrise (siehe Gallup-Studie zur Klimaberichterstattung).
  • In der Inseratendebatte hat sich leider nichts geändert. Medienpolitik bestimmt in Österreich über die Existenz von Medien. Ohne politische Förderungen müssten wohl 70 bis 90 Prozent der Medien zusperren.
  • Das ist nicht unbedingt problematisch. Aber es braucht entsprechende Kriterien für Förderungen: etwa die Qualität des Klimajournalismus. Dieses Anliegen verfolgen wir auch mit der Klimacharta. Mehr als 130 Journalist:innen aus Österreich haben diese bereits unterzeichnet.

Top/Flop des Monats: Klimaberichterstattung, die aufgefallen ist

TOP

  • Bioethikkommission empfiehlt Neuausrichtung der Medienförderung

“Eine Neuausrichtung der Medienförderung nach bestimmten Qualitätskriterien der Berichterstattung zur Klimakrise” – das empfiehlt die Bioethikkommission in ihrer Stellungnahme zur “Klimakrise als ethische Herausforderung”. Darin befassen sich die 24 Wissenschaftler:innen der Kommission, die den Bundeskanzler beraten, auffallend detailliert mit dem Klimajournalismus – und empfehlen:

“Die Vorschläge haben es in sich”, meint dazu Benedikt Narodoslawsky (Falter Naturressort) in seinem Newsletter. Klaus Kraigher, Kommunikationschef der Österreichischen Energieagentur, hebt eine Empfehlung besonders hervor: “So könnten Medien, die wiederholt klimakrisenleugnende Inhalte teilen, im Rahmen der verfassungsrechtlichen Möglichkeiten die öffentliche Förderung entzogen werden.” Auch Presserat-Referent Louis Paulitsch geht näher auf das Thema Medienförderung ein. Carel Mohn (Klimafakten.de) verweist auf Inserate von klimaschädlichen Produkten, die laut Kommissions-Vorschlag als solche gekennzeichnet werden sollten.

Was uns besonders freut: Die Bioethikkommission empfiehlt, die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Journalismus sowie Recherchenetzwerke und Preise wie z.B. den K3-Preis für Klimakommunikation, den Österreichischen Umweltjournalismuspreis und das Netzwerk Klimajournalismus zu fördern.

FLOP

  • “Im Spaßbad der Hitzebilder”

So titelt das Online-Magazin Übermedien, und schreibt: “Glaubt man den Bildern, die auf den Nachrichtenportalen sämtlicher Medienhäuser erschienen sind, hat Deutschland die erste Hitzewelle des Jahres nicht nur gut überstanden, sondern in vollen Zügen genossen: Saltos im Freibad, fröhliche Kinder im Springbrunnen, Badespaß im Rhein.”

Leider verharmlosen auch viele österreichische Medien mit dieser Text-Bild-Schere die Gefahr von Hitzewellen. Selbiges gilt für Frankreich, die Niederlande und Großbritannien, wie eine Studie zur Hitzewelle 2019 zeigt: Bilder von sommerlichem Badespaß dominieren damals wie heute.

Zudem fehlt der Bezug zur Klimakrise oft komplett. Die Austria Presse Agentur (APA) hat beispielsweise im Juni dieses Jahres 57 Meldungen zu Hitzewellen veröffentlicht – aber nur jede zweite bezieht sich explizit auf die Klimakrise. Der Zusammenhang wäre jedenfalls klar:

“Jede Hitzewelle der Welt ist aufgrund des menschengemachten Klimawandels bereits stärker und wahrscheinlicher geworden.” – aus einem Leitfaden von Klimafakten.de und World Weather Attribution

Gute Nachrichten gibt es dennoch: Die APA hat kürzlich ihr Bildarchiv erweitert. Und auch bei den Initiativen “Climate Visuals” und “Orte der Klimakrise” gibt es passende Bilder. Wir hoffen jedenfalls, dass bei den nächsten Hitzewellen der Zusammenhang klar gezeigt wird – in Bild wie in Text.

  • Wissenschaftsfeindlicher Gastkommentar in “Die Presse”

In der Tageszeitung “Die Presse” ist es schon wieder passiert: Ein Gastkommentar, der die Dringlichkeit der Klimakrise verharmlost. Diesmal zwar nicht von Nicht-Klimawissenschaftler Björn Lomborg, dafür aber von der ehemaligen Profil-Innenpolitik-Redakteurin Rosemarie Schwaiger. Diese sieht die Empfehlungen der Bioethikkommission für den Medienbereich (siehe oben) als “Aufruf zur Zensur”. Ihr Fazit: Die 24 Mitglieder der Kommission seien zwar “namhafte” Wissenschafter:innen – aber “auch Wissenschaftler können Unsinn produzieren.”

Wir empfehlen statt Schwaigers Gastkommentar lieber die 26 Seiten der Bioethikkommission, und verweisen auf diesen Vorschlag:

“So könnten Medien, die wiederholt klimakrisenleugnende Inhalte teilen, im Rahmen der verfassungsrechtlichen Möglichkeiten die öffentliche Förderung entzogen werden.”

Und sonst so? – Aktuelle Fakten, Events und Initiativen

TERMINE:

  • Am 18. Juli (14.00 Uhr, online) veranstaltet die IAEE ein englischsprachiges Webinar zu “Climate Risks and Corporate Carbon Strategies.”
  • Am 18. Juli (17.00 bis 20.00 Uhr) wird an der TU Wien (mit Livestream) laut über ein gutes Leben innerhalb der planetaren Grenzen nachgedacht.
  • Am 20. Juli (10.00 bis 12.00 Uhr, online) berichten die IPCC-Autoren Veruska Muccione und Georg Kaser von den Auswirkungen der Klimakrise auf die Alpen.

RESSOURCEN:

  • Factsheet1: Grenzsteuerausgleich und Carbon Leakage (Science Media Center).
  • Factsheet2: Tropennächte und Klimakrise (Weatherpark).
  • “Deny, Deceive, Delay”: Bericht über Klima-Desinformation nach der COP26.

SCHON GESEHEN?

BÜCHER:

  • Das “Handbuch zur Klimakrise” über angemessenen Klimajournalismus von Netzwerk Weitblick ist kostenlos zum Download verfügbar.
  • Mit “Übers Klima reden” möchte Klimafakten.de eine bessere, breite Debatte zu Klimaschutz ermöglichen.

JOBS, STIPENDIEN UND PREISE:

  • Klimafakten.de vergibt ein Praktikum in Berlin.

AUS DEM NETZWERK:

Kommt gut durch die heißen Tage, und bis bald!

Euer Netzwerk


Zahl des Monats: 43 Prozent

So viele Menschen interessieren sich in Österreich für Nachrichten zur Klimakrise. Das ist weniger als in Ländern Südeuropas und Pazifik-Asien (knapp über 50 %), aber mehr als bei Schlusslicht USA (30 %).

Der Digital News Report 2022 des Reuters Institut for the Studies of Journalism zeigt zudem: Die meisten Menschen informieren sich über Dokumentarfilme zur Klimakrise (39 %). Etablierte Medien (33 %), kleinere alternative Medien (14 %), Berühmtheiten und Aktivist:innen (11 %) und Politiker:innen (10 %) folgen auf den Plätzen dahinter. Details zum Klimajournalismus-Kapitel findet ihr in unserem Twitter-Thread und im Podcast.