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Neues vom Netzwerk

FEBRUAR: Tägliches Klimaformat im Privatfernsehen und Grünen-Bashing im Boulevard

Unser nächstes Treffen: Klima-Kodex

Am 22. Februar ab 18.30 Uhr (im fjum Wien) stellen wir den überarbeiteten Entwurf des Klima-Kodex inkl. Präambel zum letzten Mal zur Diskussion. Ein wichtiger Punkt: Der Kodex ist kein Eingriff in die redaktionelle Unabhängigkeit. Die Umsetzung ist den Redaktionen selbst überlassen.

Alle Journalist:innen, Medienschaffende und Journos in Ausbildung sind herzlich eingeladen. Wir bitten um Anmeldung. Leitet die Einladung gerne an eure Kolleg:innen weiter.

Stammtisch mit Alexander Warzilek (Presserat)

Am 20. März um 18.00 Uhr (Wien, Ort noch offen) ist Alexander Warzilek beim Stammtisch zu Gast. Mit dem Geschäftsführer des österreichischen Presserats sprechen wir über ethisch fragwürdige Klimaberichterstattung, wie man dagegen Beschwerde einreichen kann und wer die Medien als “vierte Gewalt” überhaupt kontrollieren kann.

Top/Flop des Monats – Klimaberichterstattung, die aufgefallen ist

TOP

  • Täglich Klimajournalismus auf Pro7Sat1Puls4

Das Magazin “KLIMAHELDiNNEN” der ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe ist ein Best-Practice Beispiel dafür, die Klimakrise kompakt, verständlich und konstruktiv aufzubereiten. Moderator Mathias Pascottini und der Redaktion gelingt es in den fünfminütigen Beiträgen immer wieder Hintergründe zu aktuellen Klimaschutz-Debatten aufzuzeigen. Umso erfreulicher ist es, dass die Sendung mit Anfang Februar mehr Sendeplatz bekommen hat, und fortan Montag bis Freitag um 19.15 Uhr auf Puls 4 und um 19.50 Uhr auf Puls 24 zu sehen ist (sowie auf der Streaming-App Zappn). “Wir sind stolz darauf, einem der wichtigsten Themen unserer Zeit ausreichend Raum in unserem Programm zu geben”, betont Adrian Hinterreither, verantwortlich für den Bereich Nachhaltigkeit bei P7S1P4, in einer Aussendung. Finden wir auch top!

  • Netzwerk-Sprecherin Verena Mischitz zu Gast beim Aufmacher

Bei der vergangenen Runde von “Aufmacher – Die Medienrunde” erklärte Netzwerk-Sprecherin Verena Mischitz, warum jede Story eine Klima-Story ist. Besonders aufmerksam hörte dabei offenbar Journalistin Jana Wiese zu. Das – sowie ihr Talent für Visualisierung und kreative Gestaltung – zeigen jedenfalls ihre Notizen, die sie auf Twitter teilte.

Journalistin Jana Wiese fertigt immer wieder Sketchnotes wie diesen an. Details auf ihrer Website.

FLOP

  • Grünen-Bashing im rechtspopulistischen Boulevard

Fährt das Boulevardmedium oe24 eine Schmutzkübelkampagne gegen Klimaschutzministerin Leonore Gewessler? Diese kam im letzten Halbjahr fast in jedem zweiten Beitrag schlecht davon. 88-mal berichtete das Fellner-Medium negativ über Gewessler, demgegenüber stehen gerade einmal fünf positive Meldungen und 106 neutrale. Alleine an schlechter Arbeit der Ministerin dürfte das nicht liegen, wie eine Recherche des Medienwatchblogs Kobuk zeigt. Dort vermutet man eine Racheaktion, denn das Klimaschutzministerium gibt nur einen Bruchteil seiner Inseratengelder für oe24 aus; anteilsmäßig weit weniger als alle anderen Ministerien. Kobuk erkennt drei wiederkehrende Elemente: Erstens hebt oe24 immer wieder die Ausgaben des Ministeriums prominent hervor; zweitens widmet oe24 der Flugbilanz der Ministerin gleich mehrere meist hämische Artikel; und drittens wird Gewessler oft als Verhindererin und Problememacherin dargestellt.

 Auch das rechte Boulevardmedium eXXpress ist der Ministerin nicht gut gesinnt. Anfang Februar titelte man etwa “Gewessler befahl uns 19 Grad: In ihrem eigenen Ministerium hat es 2,5 Grad mehr”. Tonalität und Inhalt lassen vermuten, dass es hier weniger um die Sache geht. Auch die ersten Suchanfragen zu “Gewessler”  im eXXpress (via “site:exxpress.at gewessler”) zeigen Schlagzeilen wie “Mega-Flop für Gewessler”, “Ministerin hat 457.000 Problemfälle offen!” oder “Gewessler schenkt Selenskyj weitere 5 Millionen!”.

Ein Blick nach Deutschland: Dort bemüht sich Julian Reichelt, Ex-”Bild”-Chefredakteur, auf seinem YouTube-Kanal “Achtung, Reichelt!” möglichst gegen “die da oben” zu wettern, wie der Standard schreibt. Das zeigen Titel wie “Grüne verlangen allen Ernstes: Deutsche sollen im Müll wühlen” oder “Grüne wollen Bananen-Stasi”. Reichelt erreicht mittlerweile hunderttausende Menschen mit seinem Kanal. “Im gesamten deutschsprachigen Raum gibt es Medien Projekte, die regelmäßig Kampagnen gegen grüne Politiker:innen fahren, in Österreich ist speziell Leonore Gewessler ein Feindbild”, erklärt Luis Paulitsch, Referent des österreichischen Presserats, gegenüber dem Netzwerk Klimajournalismus. Aufgrund der hohen Reichweite solcher “Alternativmedien” sollten klassische Medien sich mit diesen auseinandersetzen und sie weniger als Konkurrenz, sondern als “Objekte ihrer Berichterstattung” sehen, wie Paulitsch sagt: “Wer finanziert diese Projekte, welche Interessen verfolgen sie? Außerdem muss sich die Politik die Frage gefallen lassen, ob derartige Krawallmedien wirklich gefördert gehören.”

Mit einer Beschwerde per Mail an info@presserat.at könne man Artikel beim Presserat melden – insbesondere bei Falschmeldungen oder Beleidigungen, die einen Eingriff in den Persönlichkeitsschutz darstellen könnten, so Paulitsch. Für reine Online-Medien wie den eXXpress seien die Senate des Presserats allerdings nicht zuständig. Bei “Achtung, Reichelt!” ist der Deutsche Presserat die richtige Adresse.

Und sonst so? – Aktuelle Fakten, Events und Initiativen

TERMINE:

  • Am 24. Februar (12.00 Uhr) diskutieren Klimapsycholog:innen und Journalist:innen in einer Webinar-Serie zum Thema “The psychological impact of the climate crisis and creating impactful stories”.
  • Am 25. Februar (14.00 – 17.00 Uhr) moderiert Netzwerk-Sprecherin Verena Mischitz ein Podium zur Musikbranche in der Klimakrise.
  • Am 25. Februar (17.00 – 18.00 Uhr) moderiert Netzwerk-Mitgründerin Katharina Kropshofer im Wiener Volkstheater ein Expert:innen-Panel aus Journalismus, Forschung und Wissenschaft zum Thema “Greenwashing und fossiler Lobbyismus”.
  • Am 3. März (15.00 – 17.00 Uhr) findet der kostenlose Workshop “Put a Piece of Science in Your Writing” des Complexity Science Hub Vienna in Wien statt. Details findet ihr hier.
  • Am 16. März (10.00 – 11.30 Uhr) erzählt Netzwerk-Sprecherin Verena Mischitz im klimaaktiv-Webinar, warum jede Story eine Klimastory ist.
  • Medienexpertin Christine Gritsch bietet einen umfassenden Workshop über die drei aktuellen IPCC-Berichte an, der in Kooperation mit dem Netzwerk Klimajournalismus stattfindet.

RESSOURCEN:

KONSTRUKTIVER KLIMAJOURNALISMUS:

  • Warum Schneesicherheit – ergo Klimaschutz – nicht nur für den Skitourismus, sondern auch gegen Dürren wichtig ist, zeigen Mona Harfmann und Sandra Schober datenjournalistisch aufgearbeitet auf ORF.at.
  • 12×12 konstruktive Klima-Minuten gibt es im funkkolleg.Klima des Hessischen Rundfunks. Jennifer Sieglar fragt unter anderem, ob wir das Klima kaputt essen, und und erklärt, warum man auf den CO2-Fußabdruck schei**** sollte.
  • Vorstandsmitglied Lukas Bayer hat für klimareporter.in zehn kostenlose Klimaformate gesammelt, die konstruktiv und lösungsorientiert über die dringlichste Krise des Jahrhunderts berichten.

SCHON GESEHEN?

  • FOCUS Online gründet nach eigenen Angaben “Deutschlands größten Klimaschwerpunkt” – FOCUS online earth – mit zehnköpfigen Redaktionsteam, neuem Standort und einem Netzwerk aus über 50 Expert:innen unter der Leitung von Florian Reiter.
  • Bei Die Presse gibt es seit kurzem alle Klima-Beiträge gebündelt im Klimaschwerpunkt zu finden. Auch die Kleine Zeitung hat ihren Klimaschwerpunkt besser sichtbar auf der Startseite platziert.
  • Die Kronen Zeitung geht mit ihrer Klima-Initiative “Neustart” – gemeinsam mit Ex-Gesundheitsminister Rudi Anschober und einigen Klima-NGOs – einen durchaus interessanten Weg.
  • Die APA plant mit “Datenpunkt Klima” in Kooperation mit Google spezifische Datenfeeds und -dossiers zum Klimawandel für Redaktionen anzubieten.
  • Den aktuellen IPCC-Bericht Kapitel für Kapitel zum Nachhören gibt es im Podcast der Meteorologin Claudia Frick und Astronom Florian Freistetter.
  • DW-Reporter Ajit Niranjan übersetzt in ”23 Fragen zur Klimakrise” die Kernaussagen des IPCC in leicht verständliches Englisch.
  • Leonie Sontheimer (Netzwerk Klimajournalismus Deutschland) diskutiert mit Medienforscher Michael Brüggemann und Wissenschaftsjournalist Axel Bojanowski (Welt), wie guter Klimajournalismus geht.

JOBS, STIPENDIEN UND PREISE:

AUS DEM NETZWERK:

Bis bald!

Euer Kernteam


Zahl des Monats: 56

… an dieser Position liegt die meistzitierte Klimastudie im Altmetric-Index des Jahres 2022. Der Index setzt sich aus der Zahl aller Artikel, Tweets und Blogbeiträge zusammen. 45 der 50 höchstgereihten Studien thematisierten vergangenen Jahres die Corona-Pandemie – und auch das erste Klima-Paper beschäftigt sich damit: “Climate Change increases cross-species viral transmission risk”, so der Titel. Auf Platz 2 der Klimastudien – das ist Platz 70 im Ranking – liegt die vielbeachtete Kipppunkt-Studie, die schlussfolgert, dass bereits fünf Kipppunkte erreicht sein könnten (Wie realistisch diese Szenarien sind, hat Netzwerk-Mitgründerin Katharina Kropshofer für den Falter recherchiert). Welche Studien sonst noch im Rampenlicht standen, hat Carbon Brief  zusammengefasst.