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Interviews

Loup Espargilière & Juliette Quef: Eine Klimacharta für den Journalismus Frankreichs

Mitte September haben mehr als 500 Journalist:innen, über 30 Redaktionen – darunter die Sender RFI und France 24 – und mehrere Journalistenschulen in Frankreich eine Klimacharta unterzeichnet. Eine Woche später sind es bereits über 1.300 Unterschriften. Juliette Quef und Loup Espargilière, beide Mitgründer:innen des unabhängigen Mediums Verde und Initiator:innen der Klimacharta, erzählen über Motive, die Party danach und was noch alles kommen soll.

Netzwerk Klimajournalismus: Wie kam es zur Klimacharta?

Juliette Quef: Dafür haben wir mit vielen unabhängigen Medien zusammengearbeitet. Aber auch mit Bekannten aus den Mainstream-Medien. Eure Klimacharta war eine große Inspiration für uns. Ursprünglich haben mehr als 500 Journalist:innen unterzeichnet. Mittlerweile unterstützen über 1.300 Journalist:innen unsere Charta. Auch große Medien wie Radio France International oder France24 sind dabei.

Habt ihr mit einer so großen Unterstützung gerechnet?

Juliette: Nein, natürlich nicht. Es war schön zu sehen, wie gut kleine und große Medien zusammengearbeitet haben. Wir haben deshalb auch eine Party veranstaltet und dort mit einigen bedeutenden Wissenschaftler:innen darüber gesprochen, was der Journalismus gut macht, und was er besser machen könnte.

An diesem Abend hat uns auch der Nachrichten-Chef von Radio Francé gesagt, dass dies ein historischer Moment sei. Die Klimacharta wird dort aber nicht umgesetzt werden, denn sie haben vor wenigen Tagen etwas Ähnliches formuliert.

Loup: Ganz Frankreich spricht über die Klimacharta. Das hat einige Redaktionen dazu gezwungen, zu diesem Text Stellung zu nehmen. Einige andere haben beschlossen, wie Radio Francé ihre eigenen Leitlinien zu formulieren.

Juliette: Es gab auf jeden Fall durch den IPCC-Bericht ein Momentum. Auch viele Bürgerinnen und Bürger drängen darauf, dass mehr über die Klimakrise berichtet wird. Zudem gibt es mittlerweile viel Druck innerhalb der Medien. Ausschlaggebend waren vielleicht aber auch die hohen Temperaturen in diesem Sommer mit starken Hitzewellen, einer Jahrhundert-Dürre und vielen Waldbränden. Die Leute sagen mittlerweile: „Der Klimawandel passiert jetzt.“

Vieles funktioniert im Journalismus deshalb gerade besser als noch um Juni. Wir wissen aber nicht, wie lange das so bleiben wird.

Wie stellt ihr sicher, dass sich die Medien an die Klimacharta halten?

Loup: Wir haben kein Gremium geschaffen, das sich Artikel ansieht und sagt: Das ist gut, das schlecht.“ Stattdessen wollen wir zu jedem der 13 Paragraphen Infoabende veranstalten. Ähnlich wie eure Stammtische.

Wie soll es mit der Charta weitergehen?

Loup: Wir versuchen, große internationale Medien wie den Guardian oder die New York Times zu erreichen und hoffen, dass sie auch dort umgesetzt wird.

Die 13 Leitlinien der Klimacharta für eine klimarealistische Berichterstattung in Frankreich. Details: https://chartejournalismeecologie.fr/
Foto: https://chartejournalismeecologie.fr/