Am 27. Jänner hat uns Helmut Hojesky erzählt, welche Termine und klimapolitischen Entwicklungen heuer besonders wichtig sind. Hojesky ist Chef der Abteilung ‘Allgemeine Klimapolitik’ im Klimaschutzministerium und hat als Delegationsleiter auf Beamt:innenebene auf der COP26 für Österreich verhandelt. Bisher hat er noch keine Weltklimakonferenz verpasst. Er bezeichnet sich selbst als “notorischen Optimist” und das Ergebnis von Glasgow als “besser, als man erwarten konnte”. Das Pariser Abkommen selbst sei operabel und die bestmögliche Lösung, wenn man nicht mit Mehrheiten abstimmen kann. Wir müssten die Werkzeuge aber auch ordentlich einsetzen.
Die Kernpunkte:
- Bei der COP27 im November 2022 in Sharm el-Sheikh wird der Fokus auf der Umsetzung der Vereinbarungen liegen. Man wird hier unter anderem über ein globales Finanzierungsziel für nach 2025 (100bn Dollar Pledge) verhandeln und es wird Diskussionen zum globalen Anpassungsziel geben.
- Von 14. bis 25. Februar findet die IPCC-Plenarsitzung zur Annahme des Berichts der Working Group II (WGII) zum Thema Klimafolgen und Anpassungsmöglichkeiten statt. Dieser wird voraussichtlich am 28. Februar veröffentlicht. Ende März tagt das Plenum zum WGIII-Bericht (Maßnahmen zum Klimaschutz), der am 4. April veröffentlicht werden soll. Im September wird voraussichtlich die Zusammenfassung (“Summary for Policymakers”) fertiggestellt und rechtzeitig vor der COP27 veröffentlicht.
- Auf EU-Ebene werden einige Punkte des Fit-for-55 Pakets im Umwelt- und Energierat verhandelt: Reform bzw. mögliche Ausweitung des Emissionshandels, Effort-Sharing, Energieeffizienz, Erneuerbare, Grenzausgleichsmechanismus (CBAM). Auch die EU-Taxonomie bleibt spannend. Von 24.-25. März, 23.-24. Juni und 20.-21. Oktober tagt der Europäische Rat; die Sitzungen des Energie- und Umweltrats sind für März und Juni angesetzt.
- In Österreich steht neben dem neuen Klimaschutzgesetz das Energieeffizienzgesetz und das Erneuerbaren-Wärmegesetz an. Der Klimarat der Bürger:innen wird bis Juni an fünf weiteren Wochenenden tagen, und am 14. Juni findet der Austrian World Summit statt. Am 1. Juli beginnt die Fixpreisphase der ökosozialen Steuerreform.
- Weitere wichtige Termine findet ihr hier.
Seminar-Kooperation mit dem Kuratorium für Journalistenausbildung (KfJ)
Am 11. März (Graz | 8.15 bis 15.00 Uhr) geht es mit unserem Workshop ‘Basics des Klimajournalismus’ weiter. Wir setzen uns mit den grundlegenden Herausforderungen und Strategien für gelungene Klimaberichterstattung auseinander. Der Workshop richtet sich an (freie) Journalist:innen, Medienschaffende aller Mediengattungen und Ressorts sowie Journalist:innen in Ausbildung. Wir freuen uns auf zahlreiche Teilnehmer:innen und Bewerbung in euren Redaktionen!
Die Workshops werden über das KfJ veranstaltet und finden in Kooperation mit der VBV-Gruppe und der FH Joanneum statt.
Wichtig: Für die Teilnahme benötigt ihr einen 2G+ Nachweis. Sollte eine Präsenz-Veranstaltung nicht möglich sein, wird der Workshop online via Zoom stattfinden.
Top/Flop des Monats – Klimaberichterstattung, die aufgefallen ist
TOP
- Neues Jahr, neue Klimaformate
Das neue Jahr bringt erfreuliche Neuigkeiten aus dem heimischen Klimajournalismus. Vor allem beim ORF hat sich vieles getan: Im Vorabendmagazin ‘Studio 2’ gibt es seit kurzem einen Klima- und Nachhaltigkeitsschwerpunkt mit ORF-Wetterchef Marcus Wadsak und Umweltpsychologin Isabella Uhl-Hädicke. Neu ist auch das Format ‘Klimaretter/innen’ und im ORF1 soll es bald ein “showiges” Format zu Klima und Umwelt geben. Der hauseigene Radiosender FM4 legt nach den Klimanews mit kurzen Erklärvideos nach und der Kultursender Ö1 hat mehr als 30 Radiobeiträge der nächsten Wochen in einem Klima-Dossier zusammengefasst.
Beim Standard gibt es nun jeden Dienstag eine Klimaseite und auch auf das interaktive Datenstück zu den Wegen aus der Klimakrise möchten wir aufmerksam machen. Bei den Vorarlberger Nachrichten soll Julia Schilly die Klima- und Umweltberichterstattung “maßgeblich ausbauen und weiterentwickeln”.
Katharina Brunner, Alicia Prager und Netzwerk-Mitgründerin Clara Porak haben zudem den Datum-Newsletter “Breitengrade” gestartet. Darin wollen sie die spannendsten Klimageschichten, die lokale Autorinnen und Autoren aus aller Welt erzählen, dem deutschsprachigen Raum näherbringen.
FLOP
- Kosten-Framing am Cover des Spiegel
Eigentlich hätte der Spiegel ein wichtiges Thema als Titelgeschichte aufgegriffen: Viele Gebäude müssen in den nächsten Jahren saniert und Heizungen ausgetauscht werden. Dass sich die Sanierungsoffensive im Förderungsdschungel verirrt, ist natürlich problematisch. Klimaschutz als Kostenfalle zu bezeichnen, aber auch. Denn gerade kein Klimaschutz ist das, was uns teuer kommen würde (wie etwa diese Studie zeigt). “Nix gelernt” twittert dazu der EU-Parlamentsabgeordnete Michael Bloss und ist mit seiner Kritik nicht allein (siehe auch hier, hier und hier). Wie es besser ginge, zeigt der Chemiker Sebastian Seiffert.
Und sonst so? – Aktuelle Fakten, Events und Initiativen
- Das erste Treffen der Arbeitsgruppe zu investigativen Klimajournalismus des Netzwerk Klimajournalismus Deutschland findet am 10. Februar um 18.00 Uhr statt.
- Beim Digifonds der Arbeiterkammer können bis 22. März Projekte eingereicht werden, die sich mit den großen Transformationsprozessen unserer Zeit beschäftigen. Die Klimakrise ist einer der Schwerpunkte.
- Die Gratiszeitung Heute hat Preise im Gesamtwert von 100.000 Euro für die besten Klimaschutzideen in Aussicht gestellt. Mitmachen könnt ihr beim ‘Heute4Future-Award’ bis zum 28. Februar.
- Adrian Hiss, David Jablonski und Johannes Stangl haben für Österreich das Klimadashboard in Leben gerufen. Damit wollen sie Daten und Fakten zur Klimakrise visualisieren und so zum Diskurs beizutragen.
- Im Tagesspiegel haben wir den Schwerpunkt ‘A Female Fight for the Future’ entdeckt. Darin werden Frauen porträtiert, die sich mutig der Klimakrise entgegensetzen. Im Fokus ist der afrikanische Kontinent.
Unser nächstes Treffen
Wie bereitet man Daten zur Klimakrise ansprechend auf? Welche Grafiken funktionieren gut, welche weniger? Und auf welche Klimadaten kommt es überhaupt an?
Am 24. Februar von 18.00 bis 19.30 Uhr (online) geht es bei uns um Zahlen, Daten und Fakten zur Klimakrise. Wir haben dazu die Datenexperten des Klimadashboards und Florence Schulz vom Tagesspiegel eingeladen. Schulz co-publiziert den Newsletter ‘Energie & Klima’, der fachlich in die Tiefe geht und täglich wichtige Hintergrundinformationen liefert.
Bis dahin, passt auf euch auf und bleibt’s gesund!
Euer Netzwerk