Zweimal haben wir bereits über die “Basics des Klimajournalismus” referiert und zweimal war der Workshop dank euch ausgebucht. Besonders schön waren eure vielen wertvollen Perspektiven, euer kritischer Blick auf die aktuelle Berichterstattung und eure Ideen zur eigenen Klima-Story.
Am 14. Jänner von 8.30 bis 15 Uhr halten wir den Workshopdas nächste Mal ab – diesmal in Wels, Oberösterreich. Wir setzen uns mit den grundlegenden Herausforderungen und Strategien für gelungene Klimaberichterstattung auseinander. Der Workshop richtet sich an (freie) Journalist:innen, Medienschaffende aller Mediengattungen und Ressorts sowie Journalist:innen in Ausbildung. Wir freuen uns auf zahlreiche Teilnehmer:innen und Bewerbung in euren Redaktionen!
Wichtig: Für die Teilnahme benötigt ihr einen 2G+ Nachweis. Sollte eine Präsenz-Veranstaltung nicht möglich sein, wird der Workshop online via Zoom stattfinden.
Stammtisch mit Chris Cummins (Radio FM4)
Anfang Dezember war Chris Cummins zu Gast. Er ist seit fast 20 Jahren für den Radiosender FM4 (ORF) tätig. Beim Stammtisch gab er Einblicke in das neue Format #FM4Klimanews sowie seine Lektionen aus zwei Jahrzehnten (Klima-)Berichterstattung.
Die Kernpunkte:
- Die Klimanews gibt es jeweils montags, mittwochs und freitags. Ein Radiobeitrag dauert fünf Minuten und greift Zahlen, News und Fakten rund um die Klimakrise auf. Der fixe und regelmäßige Sendeplatz ist für Cummins ein großer Vorteil, da man nicht unbedingt an aktuelle Aufhänger gebunden ist und nicht entscheiden muss, ob ein anderes Thema an dem Tag “wichtiger” ist als die Klimaberichterstattung.
- Die Beiträge kommen nicht nur von Cummins selbst, sondern vom gesamten Redaktionsteam. So macht jede:r Klimajournalismus, der/die an dem Tag Dienst hat.
- Zusätzlich zu den Radiobeiträgen entsteht auch ein Videoformat. Im ersten Video wird der geplante Lithiumabbau in Serbien als Anlass genommen, einen breiteren Blick auf das für die E-Mobilität so wichtige Metall zu werfen.
Top/Flop des Monats – Klimaberichterstattung, die aufgefallen ist
TOP
- Umgang mit Klimaangst, Trauer, Solastalgie und Burnout
Die New York Times hat vor kurzem digitale Postkarten aus 193 Ländern erstellt, die die Tragweite der Klimakrise verdeutlichen. Das Projekt ist ein schönes Beispiel für eine verständliche und eindringliche Berichterstattung. Über die Folgen der Klimakrise zu berichten oder zu lesen, kann allerdings physisch wie psychisch belasten. Darum haben wir einige Beiträge zum Thema gesammelt:
- Wie man am besten mit Klimaangst und journalistischem Burnout umgeht, besprechen Jarrett Hill, Brian Kahn, Dr. Jasmine B. MacDonald und Mark Hertsgaard in einem 60-minütigen Webinar von Covering Climate Now. In der New York Times gibt es einen lesenswerten Artikel zur Bewältigung von Burnout, ohne den Job kündigen zu müssen, und Naseem S. Miller fasst für die Harvard Kennedy School wichtige Studienerkenntnisse zusammen.
- Christopher Schrader schreibt im neuenKapitel 20 des Klimafakten-Handbuchs zum Titel “Erwarte Trauer, und lasse sie zu”. Solche Gefühle zuzulassen und zu verarbeiten, sei schwierig und braucht Zeit. Darin liege aber auch eine Chance für wirkungsvolle Kommunikation. Die ausführliche Fassung dieses Kapitels könnt ihr hier herunterladen.
- Die Wissenschaftlerin Sarah Jaquette Ray hat ein empfehlenswertes Buch zum Thema geschrieben.
Bleibt noch eines zu sagen: Es ist okay, wenn es euch einmal zu viel wird. Und es ist mehr als okay, sich dann professionelle Hilfe zu suchen. Diese bekommt man etwa bei den Psychologists4Future oder bei der Telefonseelsorge unter der Notrufnummer 142 (auch Chat möglich).
FLOP
- Individuallösungen statt grüner Geheimtipps bei Zeit Online
Wir stimmen Falter-Naturressort-Leiter Benedikt Narodoslawsky zu, dass die Gründung von Zeit GREEN eine gute Idee war. Aber auch, wenn er sagt, dass die Ökotipps im letzten GREEN-Newsletter nicht reichen. Wir sagen: Ökotipps sind sowas von 2019, wir freuen uns auf schön recherchierte Geschichten (wie diese), die auch Greenwashing thematisieren.
Und sonst so? – Aktuelle Beiträge, Events und Initiativen
- Das Umweltbundesamt startet mit Jahresbeginn das Projekt “Images of Change” mit frei zum Download verfügbaren Bildern zur Klimakrise (auch auf Instagram).
- Sebastian Kühle besuchte im August 2021 Orte der Klimakrise in Österreich. Seine Bilder sind unter der Creative Commons Lizenz verwendbar.
- René Martens wirft im Altpapier-Jahresrückblick des mdr einen kritischen Blick auf die Corona- und Klimaberichterstattung im Jahr 2021.
- Warum wir einen Journalismus brauchen, in dem alle Informationen finden, überprüfen und produzieren können, erklärt Darryl Holliday in seinem Artikel “Journalism is a public good. Let the public make it”.
- Im Dezember sind vier neue Artikel auf dem Blog Das Klimathema erschienen: Carel Mohn und Sven Egenter (CLEW) fordern eine Befreiung der Klimaberichterstattung aus engen Zuständigkeits- und Ressortgrenzen. Nina Ameseder und Lukas Bayer (klimareporter.in) schreiben über fehlende Diversität und Intersektionalität. Maren Urner (Perspective Daily) gibt ein Interview zu Klimaangst und konstruktivem Journalismus und Alexandra Endres (Zeit Online)stellt 9 Thesen zum Klimajournalismus vor.
- Das Netzwerk Clean Energy Wire empfiehlt im Jänner Webinare zur Nutzung von Nuklearstrom in Deutschland und Frankreich (IAEE, 5. Jänner, 16 Uhr), zu Künstlicher Intelligenz für Klima- und Wetterprognosen (AI for Good, 12. Jänner, 17 Uhr) und zu Technologien, die CO2 aus der Atmosphäre nehmen (IRENA, 25. Jänner, 14 Uhr). Alle Webinare werden auf Englisch abgehalten.
- Beim Netzwerk Klimajournalismus Deutschland sind am 6. Jänner um 18.30 Uhr Petra Pinzler (Die Zeit) und Bernhard Pötter (taz)zu Gast. Die beiden berichten aus ihrer Arbeit und blicken auf das nächste Jahr: Was wird 2022 in der Klimaberichterstattung wichtig sein? Zur Anmeldung hier entlang.
Unser nächstes Treffen
… wird Ende Jänner oder Anfang Februar stattfinden. Wir geben euch rechtzeitig Bescheid und wünschen einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Auf ein besseres 2022
Euer Netzwerk